Kennst du das? Mit großem Optimismus möchtest du deinen ersten Jersey-Saum nähen – es wird schon nicht so schwierig sein. Aber dann kommt die Enttäuschung: Die Naht sieht nicht so schön aus, ist wellig, und klappt zu allem Überfluss auch noch nach außen! Wenn es dir schon mal so gegangen ist, dann bist du nicht allein.
Die einfachen Schnittmuster haben oft Bündchen-Abschlüsse – an den Armen, am Bauch, am Hals und an den Beinen. Und das aus gutem Grund – da die Naht innen liegt, sehen Bündchen auch bei Anfängern professionell aus.
Doch manchmal soll es einfach ein Saum werden, weil Bündchen nicht zu jedem Kleidungsstück passen. Daher habe ich in diesem Beitrag eine Anleitung für das Nähen von elastischen Säumen mit der normalen Nähmaschine (also ohne Overlock und ohne Zwillingsnadel) geschrieben. Außerdem findest du hier einige Tipps, wie der Jersey-Saum sich weder wellt noch umklappt.
Einen normalen Saum mit elastischem Stoff zu nähen, ist nämlich nicht so einfach. Die Naht ist sichtbar und das verzeiht kleine Ungenauigkeiten viel weniger. Bei der Nähmaschine wird der Stoff beim Nähen außerdem schnell gedehnt, wenn man nicht aufpasst.
Der Grund ist, dass der Stoff nur von unten transportiert wird. Dafür sind die kleinen Zacken in der Nähplatte da, die den Stoff weiterschieben (oder je nach Stichart auch mal zurück). Beim Saum liegen zwei oder drei Lagen Stoff übereinander. Von unten wird der Stoff weitergeschoben und von oben druckt das Nähfüßchen den Stoff nach unten. Da verwundert es kaum, dass sich die Stofflagen gegeneinander verschieben und gedehnt werden können.
Jersey ganz ohne Saum nähen
Vielleicht ist dies gar kein Tipp, der zum Thema passt (oder es ist „geschummelt“), aber die meisten Leggings meiner Kinder säume ich nicht. Jersey franst nicht aus, daher können im Prinzip alle Kanten offen bleiben und müssen nicht gesäumt werden.
Daher spare ich mir den Saum einfach aus Zeitgründen. Ich schneide die untere Kante der Beine sauber ab und lasse die Leggings so. Manchmal rollt sich der Jersey etwas ein, das sieht sogar ganz interessant aus.
Damit die Nahtzugabe von außen nicht sichtbar ist, schneide ich sie schräg ab, zumindest, wenn ich wie hier einen Geradstich verwende.
Ich nähe für meine Kinder übrigens immer die Leggings Luna. Wenn du das Schnittmuster für eine Kinderleggings in den Größen 44-116 kostenlos erhalten möchtest, dann melde dich zu unserem Newsletter an:
Alternativ kannst du auch das Kinder-Schnittmuster im Shop erwerben.
Der einfache Saum
Meine zweitliebste Variante Leggings zu säumen, ist mit einem breiten elastischen Zierstich. Gerne verwende ich den Fagottstich oder den Wabenstich.
Beim Zuschneiden musst du eine Saumzugabe an den Beinen zugeben. Diese faltest du einmal um und steckst sie fest, nachdem du die Leggings fertig genäht hast.
Nun nähst du auf oder nahe der Kante einmal mit einem elastischen Stich deiner Wahl um das Hosenbein herum. Ich beginne dabei an der hinteren Innenseite des Hosenbeins (also an der Innenseite der Ferse). In diesem Bild sieht du ein Beispiel mit dem Fagottstich. So sieht der Saum von außen aus – mir gefällt ein solcher Saum außerordentlich gut.
Welcher Stich eignet sich?
Es eignen sich alle elastischen Stiche, die relativ breit sind. Bei meiner Nähmaschine sind das zum Beispiel der Fagottstich, der Hexenstich, der Wabenstich, der falsche Coverstich, der Stretch-Drei-Step-Zickzackstich sowie die meisten Zierstiche. Hier siehst du ein Beispiel mit dem Wabenstich:

Auch der Hexenstich ist geeignet und sieht sehr gut aus:

Wenn deine Maschine nicht so viele Stiche hat, oder wenn dir das Säumen mit einem Zierstich zu lange dauert, kannst du auch einfach einen Zickzackstich verwenden. Er ist auch elastisch und sieht meist ganz gut aus. Du kannst entweder die normale Breite verwenden oder eine ganz kleine Stichbreite einstellen – dann sieht der Stich fast wie ein Geradstich aus.
Und wenn sich der Saum wellt?
Ein häufiges Problem beim Säumen von Jersey ist, dass sie Naht wellig ist und damit etwas unprofessionell aussieht. Zum Glück gibt es aber ein paar Techniken, um das zu verhindern.
1. Möglichst nur einmal umklappen
Wenn drei Stofflagen übereinander liegen, steigt die Gefahr, dass der Stoff schlechter transportiert wird.
Außerdem ist es mir schon mehrmals passiert, dass sich der Stoff innerhalb des Saums einrollt. Dann hat der Saum innen einen Stoffwulst, was nicht so schön ist. 🙂
Wenn du den Stoff nur einmal faltest und auf der Kante des umgeklappten Stoffes nähst, dann kann sich nichts mehr einrollen und der Saum bleibt schön flach
2. Den Stoff beim Bügeln der Saumzugabe nicht dehnen
Ich gebe es ja zu, ich bügele die Saumkante nicht immer um. Oft stecke ich sie einfach nur. Wenn du aber bügelst, dann achte darauf, dass du den Stoff beim Bügeln nicht aus Versehen dehnst. Dazu bügelst du am besten mit Dampf und schiebst das Bügeleisen nicht hin und her schieben, sondern legst es nur auf und leicht drehen.
3. Den Stoff beim Nähen nicht dehnen
Damit es keine Wellen gibt, ist es wichtig nicht am Stoff zu ziehen, sondern ihn immer glatt unter den Nähfuß zu schieben.
Doch es passiert schnell, dass wir beim Nähen aus Versehen am Stoff ziehen: Beim Nähen von komplizierteren elastischen Stichen wie den Hexenstich oder den Overlock-Stich wird der Stoff beispielsweise nicht nur vorwärts transportiert, sondern auch rückwärts. Da kann es besonders leicht passieren, dass wir den Stoff dehnen, weil wir ihn einfach nur festhalten.
Und manchmal ziehen wir gar nicht aktiv am Stoff, sondern der Stoff dehnt sich unter seinem eigenen Gewicht oder er ist an der Nähmaschine eingeklemmt. Du solltest also immer darauf achten, dass die Nähmaschine den Jersey frei einziehen kann.
Wenn sich vor dem Nähfüßchen also eine kleine „Bugwelle“ aus Stoff sammelt, ist das gar nicht schlimm, sondern in vielen Fällen sogar ganz gut.
4. Obertransportfuß benutzen
Wenn du einen Obertransportfuß besitzt, solltest du ihn beim Säumen an deine Nähmaschine anbringen. So wird der Stoff nicht nur von unten, sondern auch von oben weitergeschoben. Der Stoff wird also gleichmäßig transportiert, was zu weniger Wellen im Stoff führt.
Alle Details zum Obertransportfuß findest du im folgenden Blogbeitrag: Obertransport und Obertransportfuß – so funktioniert’s! Daher hier nur ein kurzer Überblick über das Thema: An meiner Pfaff-Maschine ist ein aktiver Obertransport sogar schon integriert und wird bei Bedarf einfach heruntergeklappt. Das ist natürlich sehr komfortabel.
An vielen Nähmaschinen kann ein passiver Obertransportfuß als Sonder-Zubehör bestellt werden. Dieser wird nachträglich am Nähfuß angebracht:
Das Bild ist mit freundlicher Genehmigung vom Blog Mamahoch2, wo ihr auch eine Anleitung für das Anbringen eines Obtransportfußes an der Nähmaschine findet.
Wo erhalte ich einen Obertransportfuß?
Speziell für deine Nähmaschine kannst du Original-Zubehör-Füße im Fachhandel kaufen. Bei Amazon findest du allerdings auch Universal-Obertransportfüße, die wohl etwas lauter sind als die Originalfüße, aber sonst gut funktionieren: Nähfuß für Nähmaschinen mit einem Kurzschaftsystem* (als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen).
Je nach Nähmaschinen-Typ ist das Montieren des Obertransportfußes zum Teil etwas aufwändig, aber da du den Obertransport den meisten Näh-Projekten verwenden kannst, lohnt sich das Anbringen allemal.
5. Nähfüßchen-Druck reduzieren
Diesen Tipp lese ich immer wieder, kann aber aus eigener Erfahrung nicht wirklich etwas dazu sagen. Für Jersey (und alle anderen elastische Stoffe) wird immer wieder empfohlen, den Nähfüßchen-Druck zu reduzieren. Das macht ja auch Sinn, da die obere Stofflage dadurch nicht so sehr „gebremst“ wird und der Jersey weniger gedehnt wird.
Persönlich habe ich beim Nähen allerdings noch keinen großen Unterschied zwischen verschiedenen Einstellungen des Drucks bemerkt. Manchmal frage ich mich, ob mein Rädchen für den Nähfüßchendruck überhaupt noch funktioniert. 😉
Es gibt auch Nähmaschinen, die den Näfuß-Druck automatisch verstellen. Das klingt super, aber persönliche Erfahrung habe ich damit noch nicht. Ich finde sowieso, dass die Nähmaschinen heutzutage viel mehr selber einstellen können sollten!
6. Bügeln heilt leichte Wellen
Wenn der Saum am Ende leichte Wellen hat, dann ist das gar nicht schlimm. Denn wenn du nochmal mit Dampf drüber bügelst, werden kleine Ungenauigkeiten noch behoben.
Die Näh-Helferlein
Wenn du die Tipps oben alle beherzigt hast, aber der Jersey-Saum sich immer noch wellt, dann muss das nicht an dir liegen. Mit manchen Nähmaschinen klappt das Nähen eines Saums bei elastischen Stoffen einfach nicht richtig. Und manchmal erwischt man einen Stoff, der sich besonders leicht verzieht (hallo Rippstrick!). Allerdings heißt das nicht, dass du verzweifelt musst oder dein Lebtag lang nur Bündchen an deine Kleidung nähen musst.
Nun wird es Zeit für die fortgeschritteneren Methoden, denn zum Glück gibt es Hilfsmittel, die das Umnähen von Jersey etwas vereinfachen.
7. Sprühstärke verwenden
Wenn du den Saum von beiden Seiten mit Sprühstärke behandelst, wird der Stoff etwas steifer und weniger dehnbar. So entstehen beim Nähen auch weniger Wellen. Wie genau die Sprühstärke anzuwenden ist, ist üblicherweise direkt auf der Packung beschrieben.
Sprühstärke bekommst du üblicherweise in jedem Drogeriemarkt oder zum Beispiel hier bei Amazon* (als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.)
8. Helferlein verwenden
Es gibt auswaschbares, aufbügelbares Vlies oder Soluweb, welche die Kante beim Nähen stabilisieren kann.
9. Doppelseitiges Klebeband
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von doppelseitigem Klebeband für Textilien, mit dem du den Saum fixieren kannst.
Für das Säumen von Jersey bietet sich hier vor allem ein Band an, über das du nähen kannst, ohne dass die Nadel verklebt. Bei meiner Recherche bin ich auf das Wonder Tape von Prym* (Partner-/Werbelink) gestoßen. Du kannst ganz einfach darauf nähen, es verklebt auch die Nähnadel nicht und es löst sich bei der ersten Wäsche wieder auf.

Als erstes entfternst das weiße Schutzband. Nun positionierst das Klebeband so, dass es an der Stelle zu liegen kommt, auf der du später nähen wirst, also ca. 3cm vom unteren Rand. Du klappst den Stoff um und klebst ihn fest.

Jetzt kannst du den Saum ganz normal nähen. Das Klebeband stabilisiert den Jersey und es entstehen keine Wellen. Das Wondertape löst sich beim Waschen auf und der Saum ist wieder schön dehnbar.
10. Aufbügelbares Saumband
Es gibt auch aufbügelbares Saumband. Das ist allerdings meist nicht elastisch und es lässt sich im Allgemeinen nicht auswaschen. Daher bleibt der Saum etwas steifer.
Du kannst es dennoch verwenden, wenn der Saum sich nicht unbedingt dehnen muss, also bei einem T-Shirt zum Beispiel an den Ärmeln.
Ich habe zum Beispiel vom Kauf der letzten Gardine noch Saumband vom Möbelschweden in meinem Vorrat. Das hat eine Breite von ca. 2,5cm. Bei schmalen Säumen bietet es sich an, das Band der Länge nach zu halbieren.
Du legst das Saumband einfach zwischen die zwei Stofflagen. Beim Bügeln muss man darauf achten, nicht direkt über das Band zu bügeln, da es sonst das Bügeleisen verklebt.
Wenn der Saum nach außen klappt
11. Weit genug umfalten
Je dicker der Stoff ist, desto weiter sollte der Saum umgeklappt werden, also 1,5-2cm bei Jersey und ca. 2-3cm bei Sweat.
Noch ein kostenloses Schnittmuster
Jetzt hoffe ich, dass ich alle Fragen bezüglich des Säumens von Jersey beantwortet habe. Wenn nicht, dann frage einfach hier in den Kommentaren oder schicke mir eine Mail!
Und wenn du es jetzt kaum erwarten kannst, dein neues Jersey-Projekt zu säumen, dann ist die Leggigns Luna vielleicht genau das Richtige für dich!
Möchtest du ein kostenloses Schnittmuster für eine Kinderleggings erhalten? Wir schicken dir das Schnittmuster der Leggings Luna für Babys und Kinder (44-116) kostenlos zu, wenn du dich zum Newsletter anmeldest.

Alternativ kannst du auch das Kinder-Schnittmuster im Shop erwerben.
Viele liebe Grüße und viel Spaß beim Nähen!
Cailin
Ulrike Geuting meint
Das war eine sehr hilfreiche Anleitung, danke. Ich naehe sehr viel aus Jersey für meine Enkelkinder und habe glücklicherweise einen doppelten Stofftransport an meiner Nähmaschine. Falls sich jemand eine neue Maschine zulegen möchte, sollte da nicht drauf verzichten. LG Ulli
Yvi meint
Super Tipps! Und sehr verständlich geschrieben!!
Vielen Dank!👍
Stephanie meint
Hi, super Tips und gut beschrieben. Ich kann noch das faule Bündchen sehr empfehlen, sieht toll aus und mit ein bisschen Übung geht’s auch gut von der Hand. Vielleicht ist es für andere auch eine Erleichterung…
Frohes Nähen, LG Steffi
Franziska meint
Vielen Dank für die Beschreibung.
Mich würde jetzt noch interessieren, ob man auf links oder auf rechts näht?
Karin meint
Vielen Dank für die tollen Tipps. Das Wonder Tape wird gleich bestellt.
Anna-Maria meint
Vielen Dank! Das sind super Tips! Bei meinem Obertransport-Füßchen musste ich nur verärgert feststellen, dass man damit diese ganzen tollen Stiche (Wabenstich, Hexenstich usw.) gar nicht machen kann. Das hat mich sehr frustriert und mich würde interessieren ob es da auch andere Obertransport-Füßchen gibt wo das anders ist?
cailin meint
Die Obertransportfüße haben tatsächlich oft eine geringere Stichbreite, die mit ihnen genäht werden kann. In dem Artikel zum Obertrasportfuß verlinke ich ein Modell, das wohl bis 7mm Stichbreite kann. Vielleicht reicht das ja für dich aus.
Viele liebe Grüße,
Cailin
Susan meint
Vielen Dank🤗, für die tollen Fotos und Anleitungen für die Jersey Säume. Ich werde das gleich ausprobieren damit ich bei einem nächsten Jersey Projekt die Säume profimäßig hinbekomme.